Heulen und Zähneknirschen: 3½ gegen Neumarkt 2

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Michael Berntgen Seebach Open 2014Gemäß meinem Auftrag, unseren Sieg aus der ersten Runde in die Welt hinauszutragen, fuhr ich mit der Mannschaft am 23.10.15 in der 2.Runde der Kreisliga 1 nach New York, in der deutschen Übersetzung Neu Markt. Die Stimmung war verdächtig heiter, ähnlich den Gladiatoren im alten Rom, wenn sie das Colosseum betraten und fröhlich ihr „Ave Caesar, salutant te morituri (Heil Caesar, es grüßen dich die Todgeweihten)“ zur Kaiserloge hinaufriefen.

Ich gebe es zu, unsere Situation differierte leicht von der damaligen:

  1. Statt Tod drohte uns nur Matt und eine frustrierte aber lebendige Heimreise.
  2. Die Zuschauerzahlen entsprachen nicht ganz denen der alten Rom-Arena.
  3. Weit und breit kein Kaiser, nur 16 Könige warteten auf die Schlacht.

Nach dem üblichen Ritual, Händeschütteln, Zug ausführen, Uhr drücken, Apfelsaftschorleflaschendrehverschluss öffnen, ersten Schluck nehmen, zurücklehnen, Blick in die Runde werfen, ob auch alle konzentriert am Brett sitzen, folgte der erste Schreck, Robert an Brett 5 war samt seinem Gegner verschwunden. Ich nahm sofort die Ermittlungen auf. Die Spurensicherung ergab, dass beide eben noch auf ihrem Platz gesessen haben. Die anschließend durchgeführte Zeugenbefragung ließ mich erleichtert aufatmen. Ein Blitzremis war die Ursache des Verschwindens. Die Schande von Woffenbach, mit 8:0 abgefrühstückt zu werden, war bereits in einem frühen Stadium abgewendet. Zufrieden widmete ich mich wieder meiner Partie, als dunkle Wolken heraufzogen. Ediz wählte gegen einen Königsinder die nach dem berühmten Schachspieler Kocak benannte Hurravariante und musste bitter erfahren, dass auch Senioren mit einer 1500er DWZ Schachspielen können. Frustriert warf er nach einem Bauernverlust das Handtuch.

Volker grämte sich offenbar immer noch, dass seine Schwester Krimhild einen Fürsten mit Migrationshintergrund (einen Hunnen!) geheiratet hatte und gab ebenfalls seine Schlacht im Feindesland auf. Der Rest ist schnell erzählt. Mein Gegner zog Kh8 und bot mir, offensichtlich beeindruckt durch meine aggressive Spielweise, in folgender Stellung remis an, weil er meinte, nach exf, gxf, Dh4 auf Verlust zu stehen. Ich analysierte kurz meine weißfeldrigen Schwächen, betrachtete kummervoll meinen schwachen Läufer sowie meine dazu korrespondierende Grundreihe und beschloss, dass mich ein halber Punkt an Brett 1 durchaus smykt.

 

Capo Horst remisierte, Fritz spielte eine Zugwiederholung, Werner nahm das Remisangebot seines Gegners an. Nur unser Ersatzmann, der Herr Steuereintreiber, konnte nicht genug kriegen. Michael kämpfte am längsten und siegte trotz zwischenzeitlich wackliger Stellung am Ende souverän. Hut ab vor unseren Ersatzspielern.

In der Analyse stellte sich dann noch heraus, dass Fritz seine Stellung relativ einfach hätte gewinnen können. Ich glaube aber nicht, dass dies zu einem Punkt gereicht hätte, weil in einem solchen Fall der große Winfried (Weber), anders als es dem kleinen Winfried (Berg) geschah, seinem Gegner kein Remis angeboten, sondern durchgekämpft hätte mit der Ungewissheit, dass es dann noch nicht Remis geworden wäre.

Fazit: als underdogs in die Liga gestartet fehlt uns noch etwas das Bewusstsein unserer Stärke. Dies jetzt keine Drohung an die Lage sein, aber wehe wenn wir losgelassen.

 

2. Runde am 23.10.15
1 SK Neumarkt 2 DWZ - SW Nürnberg Süd 7 DWZ 4½ - 3½
1 1 Smyk, Jozef   - 1 Berg, Winfried 1631 ½ - ½
2 2 Hummel, Thomas 1730 - 3 Kirch, Fritz 1635 ½ - ½
3 3 Weber, Winfried 1911 - 4 Müller, Werner 1632 ½ - ½
4 5 Beer, Franz Xaver 1745 - 5 Elpelt, Volker 1609 1 - 0
5 6 Junker, Christian 1649 - 6 Weidenhöfer, Robert 1562 ½ - ½
6 7 Münz, Benedikt 1626 - 7 Bertram, Horst 1603 ½ - ½
7 8 Appl, Rudolf 1585 - 8 Kocak, Ediz 1567 1 - 0
8 9 Zidar, Zlatko 1717 - 10 Berntgen, Michael 1567 0 - 1
Schnitt: 1709 - Schnitt: 1600  

 

Unser nächster Gegner ist Postbauer-Heng, der unsere Mannschaft 6 mit 6 Brettsiegen abgekoffert hat. Motto unseres nächsten Wettkampfes ist deshalb: Rache für Sex!

WB

 

RangMannschaft12345678910MPktBPkt
1. Zabo-Eintracht Nürnberg 2 **           6     6 - 0 12,5 - 3,5
2. SG Anderssen/Nürnberg 1978 1   **           4   4 - 1 8,5 - 7,5
2. SK Neumarkt 2     **       4     4 - 1 8,5 - 7,5
4. SC Postbauer-Heng 2     **           6 3 - 3 9,5 - 6,5
5. SG M-R/Schwabach 2         **   5     3 - 3 8,5 - 7,5
5. SW Nürnberg Süd 7         **       5 3 - 3 8,5 - 7,5
7. SG M-R/Schwabach 3 2         **       3 - 3 6,5 - 9,5
8. SC Noris-Tarrasch Nürnberg 5     4   3     **     1 - 4 7,0 - 9,0
9. SK Nürnberg 1911 3 4             **   1 - 4 5,5 - 10,5
10. SW Nürnberg Süd 6       2   3       ** 0 - 6 5,0 - 11,0