Wer hätte das gedacht! Noch im Dezember hatten wir eine Niederlage gegen Rothenburg hinnehmen müssen. Und nur konnte unsere 4. Mannschaft ausgerechnet gegen die SG Bad Windsheim/Ansbach, die bisher lauter Kantersiege eingefahren hatte, am Sonntag, den 25.02.2015 im Heimspiel der 5.Runde der Bezirksliga 2a einen klaren und ungefährdeten 6:2-Sieg landen. Und unsere Gäste traten in Bestbesetzung an!
Wir entschieden fünf Partien für uns: An den drei hinteren Brettern gewannen Thomas Körber (8), Igor Pidtoptanny (7) und Peter Thürauf (6), an den beiden Spitzenbrettern siegten Thomas Lais (2) und ich.
Es fing schon gut an: Nach etwa einer halben Stunde kam Igor zu mir und reichte mir sein Partieformular. Was war da passiert? Auf meine erstaunte und leicht erschreckte Nachfrage hin erfuhr ich: Sein Gegner hatte an Brett 7 eine Figur eingestellt und nach 12 Zügen aufgegeben. Unser schnellster Partiegewinn in dieser Saison!
Dann folgte der einzige Rückschlag des Wettkampfs: Walter Belich verlor mit Schwarz am dritten Brett. Von der Partie habe ich nur die nachträgliche Analyse der Schlussphase mitbekommen. Da war Walter machtlos gegen einen schwungvollen Königsangriff seines Gegners. Schade, die Saison läuft bisher nicht optimal für ihn. Aber das kann sich ja noch ändern!
Ich weiß nicht mehr genau, in welcher Reihenfolge die übrigen Partien endeten, und wähle mal die Reihenfolge von „hinten“ nach „vorne“. An Brett 8 konnte Thomas Körber erstmals in dieser Saison mit Weiß spielen. Im Mittelspiel musste er die Qualität gegen einen Bauern geben. Thomas bekam aber gute Kompensation dafür: einen Freibauern auf c6 und wirksam platzierte Figuren. Den Bauern auf c6 konnte der Gegner zwar schließlich erobern, aber bis dahin hatte Thomas sich zwei weitere Freibauern auf der a- und b-Linie verschafft. Die brachten den Sieg. Zu erwähnen bleibt noch ein Remisangebot von Thomas kurz nach dem Qualitätsverlust. Der Gegner lehnte zum Glück ab…
An Brett 6 spielte Peter Thürauf ebenfalls zum ersten Mal in dieser Saison mit Weiß. Das beflügelte ihn anscheinend derart, dass er seinen ersten Sieg (nach drei Schwarz-Remisen) einfuhr. Über den Partieverlauf kann ich nichts sagen. Immerhin sah ich zwischenzeitlich eine schon stark vereinfachte Stellung mit Mehrfigur für Peter, ohne dass der Gegner irgendeine Kompensation dafür gehabt hätte. Das beruhigte mich ungemein.
Mark Stolpynskyy war bisher unser zuverlässigster Punktelieferant. Diesmal erreichte er mit Schwarz am 5. Brett „nur“ ein Remis. Aber das ging auch in Ordnung, zumindest war die Schlussstellung klar Remis. Ob für einen der beiden Kontrahenten vorher mehr drin war, das sei dahingestellt.
Nun zu den beiden Spitzenbrettern. Am Nummer zwei spielte Thomas Lais mit Weiß, und es kam folgende Eröffnung aufs Brett: 1.e4 e5, 2.Sf3 De7. Das hatte ich noch nie gesehen (gibt es dafür einen Namen?) und staunte nicht schlecht. Aber ich bin halt noch nicht lange im Verein und kenne deshalb Norbert Müller nicht, ein ehemaliges Vereinsmitglied. Norbert war schon damals für seine unorthodoxen Eröffnungen bekannt, und Thomas war deshalb nicht überrascht. Es entwickelte sich ein längerer Positionskampf. Wie es dann endlich zum Sieg von Thomas kam, habe ich nicht mitbekommen. Jedenfalls haderte Norbert nachher mit seiner Niederlage und meinte, eigentlich die bessere Stellung gehabt zu haben. Ob’s wirklich stimmt, das sei der häuslichen Analyse überlassen.
Meine Partie mit Schwarz am ersten Brett geriet fast zu einer Kopie der Partie, die ich im Dezember im Wettkampf gegen Rothenburg verloren hatte: Ein Nimzo-Inder, bei dem Weiß das Läuferpaar und ein starkes Bauernzentrum bekommt und mit Vormarsch der e- und f-Bauern droht. Kenner der Schachgeschichte (wie ich ;-) ) erinnern sich an das Vorbild, Botwinnik – Capablanca 1938. Aber diesmal lief es besser für mich als gegen Rothenburg, und besser als seinerzeit für Capablanca ;-) . Ich konnte das Läuferpaar halbieren (das hatte Capablanca auch noch geschafft…) und ein Gegenspiel am Damenflügel aufziehen. Nach einigen beiderseitigen Ungenauigkeiten war die Stellung um den 25. Zug herum wahrscheinlich ungefähr ausgeglichen. Da übersah mein Gegner eine Drohung von mir, die auf das weiße Bauernzentrum zielte. Sie war zwar nicht besonders trickreich, aber nicht zu parieren. Die beiden Zentrumsbauern fielen. Danach ging es schnell bergab mit der weißen Stellung.
Bleibt noch die längste Partie des Wettkampfs: Chris Körber am vierten Brett gegen Ex-Vereinsmitglied Achim Augustin. Chris erreichte mit Weiß ein Doppel-Turmendspiel mit einem Mehrbauern. Er sah keinen Gewinnweg und war schließlich mit Remis einverstanden. Ob die Stellung für Weiß zu gewinnen war oder nicht, darüber zerbrachen sich namhafte Experten wie Peter Erlbeck noch lange nach Partieschluss den Kopf… Peter war übrigens einer der zahlreichen Vereins-Schlachtenbummler bei unserem Doppel-Wettkampf (auch die dritte Mannschaft hatte zeitgleich ein Bezirksliga-Heimspiel).
Damit lautete der Endstand 6:2 für uns – unser vierter Sieg!
2 | SW Nürnberg Süd 4 | DWZ | - | SG Bad Windsh./Ansb. 1 | DWZ | 6 - 2 | ||
1 | 1 | Rhein, Thomas | 1869 | - | 1 | Pfitzinger, Leonhard | 1926 | 1 - 0 |
2 | 2 | Lais, Thomas | 1868 | - | 2 | Müller, Norbert | 1946 | 1 - 0 |
3 | 3 | Belich, Walter | 1926 | - | 3 | Pikal, Alexander | 1953 | 0 - 1 |
4 | 4 | Körber, Christian | 1793 | - | 4 | Augustin, Achim | 1858 | ½ - ½ |
5 | 5 | Stolpynskyy, Mark | 1943 | - | 5 | Witt, Alfred | 1817 | ½ - ½ |
6 | 6 | Thürauf, Peter | 1761 | - | 6 | Auth, Bernhard | 1823 | 1 - 0 |
7 | 7 | Pidtoptanyy, Igor | 1829 | - | 7 | Margraf, Christoph | 1864 | 1 - 0 |
8 | 8 | Körber, Thomas | 1761 | - | 8 | Davydych, Viacheslav | 1786 | 1 - 0 |
Schnitt: | 1843 | - | Schnitt: | 1871 |
Nach fünf Spieltagen liegen vier Teams mit jeweils 8:2 Mannschaftspunkten vorne. Bad Windsheim/Ansbach hat die meisten Brettpunkte und bleibt deshalb Tabellenführer, wir folgen auf dem dritten Platz. Ein Blick auf die untere Tabellenhälfte zeigt, dass wir nun schon sechs komfortable Punkte Abstand zu einem Abstiegsplatz haben!
Rang | Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | MPkt | BPkt |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. | SG Bad Windsh./Ansb. 1 | ** | 2 | 6½ | 7 | 6½ | 6½ | 8 - 2 | 28,5 | ||||
2. | SK Rothenburg 1 | ** | 5 | 3 | 5½ | 4½ | 8 | 8 - 2 | 26,0 | ||||
3. | SW Nürnberg Süd 4 | 6 | 3 | ** | 5 | 6 | 4½ | 8 - 2 | 24,5 | ||||
4. | SC Heilsbronn 1 | 5 | ** | 4 | 4 | 5 | 5 | 8 - 2 | 23,0 | ||||
5. | TSV Cadolzburg 1 | 1½ | 4 | ** | 5 | 4 | 6 | 6 - 4 | 20,5 | ||||
6. | SG Büchenbach-Roth 2 | 1 | 3 | ** | 4 | 4½ | 5 | 5 - 5 | 17,5 | ||||
7. | SC NT Nürnberg 5 | 1½ | 3 | 4 | 4 | 4 | ** | 3 - 7 | 16,5 | ||||
8. | SC Bechhofen 2 | 1½ | 2½ | 3 | 3½ | ** | 6 | 2 - 8 | 16,5 | ||||
9. | SG Anderssen/78 Nbg. 1 | 3½ | 2 | 3 | 2 | ** | 5 | 2 - 8 | 15,5 | ||||
10. | SC Postbauer-Heng 2 | 0 | 3½ | 3 | 2 | 3 | ** | 0 - 10 | 11,5 |
Am 8. Februar steht der nächste Wettkampf an, auswärts bei Büchenbach/Roth.