Bericht von der Kreisliga vom 13.01.2017

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Nachdem während meiner urlaubsbedingten Abwesenheit eine Mannschaft aus einem Nürnberger Vorort geglaubt hatte, uns einen Stein in den Weg legen zu können, war es meine Aufgabe, die Reihen wieder zu schließen und unsere Angriffsphalanx neu zu formieren.

Wir begaben uns also ins Trainingslager nach Oimjakon, wo wir im Freien und nur mit einer Badehose bekleidet Trainingsspiele gegen eine russische Olympiaauswahl absolvierten. Solchermaßen gestählt, reisten wir in die eisige Gartenstadt zur 4.Runde der Kreisliga 2. Soweit die Theorie.



Die Praxis: Raul schickte mir am Donnerstag eine Mail, ob wir denn am Freitag spielen würden. Als ich das las, fiel mir siedend heiß ein, dass ich Mannschaftführer war. Hektisch schickte ich ein Rundmail los, versuchte mit mäßigem Erfolg noch einen Fahrdienst zu organisieren und fuhr mit einem mulmigen Gefühl zur Spielgemeinschaft 1978/Anderssen, die sich als gar nicht so gemein herausstellte. Und siehe da, meine Mannschaft trat vollzählig und das erste Mal in Stammformation an.

Die Nähe zu Silvester war noch spürbar. Raketengleich zwang Sfr. Friedrich Holiga seinen Gegner in eine Remisstellung und verabschiedete sich, während ich noch überlegte, wie ich eröffnen sollte. Das Remis von Sfr. Sergej Ionov folgte Bald. Dies erfuhr ich nur noch von Meldereitern, während Ionov selbst schon wieder zuhause auf der Ofenbank kuschelte.

Auf der Herfahrt hatte Sfr. Robert Höhenberger verkündet, dass sich in seinem Archiv auf Schindlers Liste ausschließlich unentschiedene Parteien befinden. An diesem Abend konnte er das Gesetz der Serie bewahren und seine Liste um einen weiteren halben Punkt ergänzen.

1 ½ Punkte zum Start, ich war zufrieden, denn ich vertraute auf meinen angriffslustigen Mittelstürmer Fritz und meine beiden bärenstaken spanischen Links- und Rechtsaußen, Aaron und Raul.
Mein Gegner und ich spielten in der Zwischenzeit aneinander vorbei. Ich versuchte, eine selbstgebastelte Linksspringerangriffsstellung zu erreichen, und er verpasste mir einen nimzoindischähnlichen Doppelbauern auf der c-Linie. Dabei verpasste er aber auch das eine oder andere Tempo. Meinen drohenden Rochadeangriff konterte er im Zentrum, indem er mir auf Paschtunenart mit einer Bauerngabel einen Angriffsläufer abklemmte. Aber diesmal hatte der Wini aufgepasst. Der vermeintliche Läuferverlust führte zu einem Bauerngewinn und die folgende Abwicklung hatte ich schon durchgerechnet. Ungelogen! Ich! Gerechnet!! Der Berg hat gekreist und gebar zwei wunderschöne Zwillinge mit jeweils 4 Pfund, die er auf die klangvollen Namen e-Freibauer und d-Freibauer taufte. Mit diesen Pfunden wucherte er, bis sein Gegner trotz diätischer Züge seine Figur verlor. Das sich anschließende Endspiel gehört zu meinen Lieblingsvarianten. Ein Läuferendspiel, in dem mein Gegner keinen Läufer hat. Es störte mich auch nicht, dass mein Läufer gleichfarbig war. Den Rest spielte ich so trocken herunter, dass sich meine Kehle wie nach einem 14-tägigen Wüstenritt anfühlte. Mit anderen Worten, die Vorfreude auf den zuhause lauernden Weißwein war groß.

Noch größer allerding war meine Freude über den zwischenzeitlich gemeldeten schnellen Sieg von Aaron Mateo. Auf meine spanischen Pyrenäenfüchse aus der Sierra Nevada ist eben Verlass.
 
Mit 3 ½ Punkten in der Tasche kann man genüsslich die restlichen Partien kiebitzen.
 
Die Stellung von Dietrich Pahlen schätzte ich als vorteilhaft für ihn ein, musste aber mit ansehen, wie Schön Steine führte und in eine eher miesliche Rehstellung abwickelte, worauf sich beide dann auch einigten.
 
4 Punkte, und Fritz und Raul spielten noch.
 
Das Beschwichtigungsopfer von Raul Osuna´s Gegner, der eine Figur hergab, um die Götter gnädig zu stimmen, beschwichtigte zwar diese, aber nicht Raul. Mit gezielten Boxhieben jagte er ihn durch den Ring. Sein Gegner versuchte alles Mögliche zu decken, vergaß dabei aber sein Kinn. Der KO-Schlag ließ auch nicht mehr lange auf sich warten. 5:2. Leider hatte ich keinen Deinhard-Sekt dabei, den ich ihm überreichen konnte.
 
So lief noch die letzte Partie. Fritz spielte gegen Müller, jenen Müller, den diejenigen, die meinen Bericht über die Kreismeisterschaft gelesen haben, schon kennen. Dem die Indianer den Beinamen „der den halben Punkt mopst“ verliehen haben. Fritz stand gut, mit Qualität und Bauer mehr. Fritzorro, dachte ich bei mir, der Rächer der Kreisgemeierten quetschte Müller langsam an die Wand.
 
Ja, liebe Schachfreunde des Schachklubs Schwarz Weiß Nürnberg-Süd, ihr habt euch nicht verguckt. Ich schreibe es deshalb noch einmal mit geringerer Geschwindigkeit für alle, die nicht so schnell lesen können:
 
Unser Fritz Kirch hat seinen Gegner langsam an die Wand gequetscht. Es war eindeutig Fritz, ich habe es selbst gesehen, ich war dabei. So geschehen am Freitag, den 13-ten anno 2017. Er verwandelte anschließend die Qualität in einen entfernten Freibauern. Die daraus resultierende Hoffnungslosigkeit wollte sich sein Gegner nicht mehr ansehen. Ausgemüllert! Danke Fritz! 6 : 2

4. Runde am 13.01.17 
5 SG Anderssen/Nürnberg 1978 2 DWZ - SW Nürnberg Süd 7 DWZ 2 - 6
1 1 Nüßlein, Christian 1644 - 1 Berg, Winfried 1569 0 - 1
2 2 Müller, Ludwig 1644 - 2 Kirch, Fritz 1644 0 - 1
3 3 Deinhard, Erwin 1621 - 3 Osuna Sanchez-Infante, Raul 1595 0 - 1
4 4 Schindler, Jan 1565 - 4 Höhenberger, Robert 1631 ½ - ½
5 5 Schönsteiner, Hans-Jürgen 1584 - 5 Pahlen, Dietrich 1628 ½ - ½
6 7 Bald, Johannes 1512 - 6 Ionov, Sergey 1592 ½ - ½
7 8 Brunnhuber, Edwin 1509 - 7 Holiga, Friedrich 1593 ½ - ½
8 9 Heinisch, Horst 1380 - 8 Mateo, Aaron   0 - 1
Schnitt: 1557 - Schnitt: 1607  


 
Zuhause wählte ich in Gedenken an die spanischen Siegpunkte einen Verdejo de Rueda. Mein sich daran anschließendes Gegröhle  „so sehen Sieger aus“, welches ich nach Mitternacht lauthals schmetterte, unterband die beste Ehefrau von allen rigoros.
 
Was für ein Tag. Die Mannschaft gewonnen und meinem Gegner eine auf die Nuss gegeben. Naja, wir wollen nicht übertreiben, eine auf das Nüsslein. Selig schlummerte ich hinüber und schickte noch ein Dankgebet in den Himmel dafür, dass der Liebe Gott Anderssen/ 1978 erschaffen hat, damit wir an einem dreizehnten unseren dreizehnten Brettpunkt gegen die Spielgemeinschaft  gewinnen konnten. Da könnte ich doch glatt abergläubisch werden, wenn ich es nicht schon wäre.
 
W.B.

RangMannschaft12345678910MPktBPkt
1. SW Nürnberg Süd 7 **         7 6   9 - 3 21,0 - 11,0
2. SC Stein 1998 1 **   5         9 - 3 18,5 - 13,5
3. Zabo-Eintracht Nürnberg 4   **       2 5   6 9 - 3 17,5 - 14,5
4. SC Postbauer-Heng 3       **   4   4 8 - 2 18,0 - 14,0
5. SG M-R/Schwabach 3   3     ** 4     5 7 - 4 19,5 - 12,5
6. SC Noris-Tarrasch Nürnberg 6       4 ** 4     5 - 5 15,0 - 17,0
7. SW Nürnberg Süd 8   6   4 **       4 - 7 16,0 - 16,0
8. SG Anderssen/Nürnberg 1978 3 1   3 4       ** 4   2 - 8 12,0 - 20,0
9. SG Anderssen/Nürnberg 1978 2 2     3     4 **   1 - 10 12,5 - 19,5
10. SF Altenfurt     2 4 ½       ** 1 - 10 10,0 - 22,0