Geiler als Eppelein – ein aufregender Abend in Postbauer

Kategorie: 6.Mannschaft  2206 hits

Dietrich Pahlen, Roger Walch und ich fuhren zur vorletzten Kreisligarunde und nach Postbauer-Heng und ich erzählte ihnen, wie ungern ich dort hinfahren  würde, weil in einer Kneipe in Postbauer mein Lieblingsraubritter Eppelein von Gailingen verraten und an Ort und Stelle hingerichtet wurde. Dietrich schlug vor, diesen Verrat am heutigen Abend zu rächen. Das gefiel mir. Die Stimmung begann sich aufzuheizen. Der donnernde Racheruf des eisernen Dietrich verbreitete sich in Windeseile, sein Gegner erzitterte, er ließ seine Rüstung im Schrank hängen und weigerte sich, die Kampfarena zu betreten. Wir führten also bereits 1:0, als wir das Feindesland betraten.
 
Unsere Gegner hatten offensichtlich meinen Steiner Artikel nicht gelesen und traten mit karierten Hemden an:
 
K1 R8 Postbauer2 SWS6 Br1


 
sogar ihr Mannschaftsführer
 
K1 R8 Postbauer2 MF Herbert Stenger 

Die Konsequenz? Unser Anführer Horst gewann lässig und erhöhte somit dieTaktzahl – 2:0

K1 R8 SWS6 Br7 Bertram 
Hier seine Kurzpartie


 
Da ließ ich mich nicht lumpen und schleuderte meinem Gegenüber die Worte entgegen: „Pech Mann, dass für dich heute Freitag der 13-te ist“.
Solchermaßen verbal attackiert, streckte er mutlos die Waffen – 3:0.
 
Es war 21:00 Uhr, der Abend fing gut an. Ich stand auf, sah mich um, und der Schrecken fuhr mir in die Glieder: Werner hatte ein kariertes Hemd an.
 
K1 R8 SWS6 Br6 Mueller vs Eichhorn 

War er ein Doppelagent, oder gar ein Überläufer? Fieberhaft suchte ich nach einem Ausweg. Ich schmiedete den Plan, ihm ein Nervengift in Form eines Neumarkter Bieres unterzujubeln und anschießend auf die Flasche ein Etikett in kyrillischer Schrift zu kleben, um die Tat den Russen in die Schuhe zu schieben. Ich verwarf das Ansinnen, denn ich befürchtete, dann ein Glückwunschtelegramm von May zu erhalten, und wir hatten ja erst April. Doch der Schrecken ging weiter. Roger versuchte, sein kariertes Hemd zu verbergen, aber ich erspähte es natürlich trotzdem.
 
K1 R8 SWS6 Br2 Walch 

Im Fieberwahn sah ich mich von Verrat umgeben. Erst als ich feststellte, dass mein eigenes Hemd nicht ganz karolos war, kehrte ich in die Realität zurück. Leider. Denn die Stellungen auf den Brettern waren nicht amüsant.
Harald an Brett 1 kämpfte in einem Bauernendspiel mit 2 Springern gegen Springer/Läufer und ich befürchtete, dass der Posträuber Kendzia ihm mit seinem schwarzfeldrigen Läufer seine schwarzfeldrigen Bauern klauen würde.
Roger an Brett 2 spielte Wilder Westen, was meine schwachen Nerven nur  sehreingeschränkt beruhigte. Volker an Brett 3 sah sich einem Stürmerangriff ausgesetzt. Sein Gegner dopte sich mit einem Zaubertrank.
 
K1 R8 Postbauer 2 Stuermer 
Bei Marty an Brett 5 knisterte es kombinatorisch und Werner hatte eine so miese Verteidigungsstellung, dass mir auf der Stelle schlecht wurde. Ich sah aus dem Fenster und hoffte auf einen Orkan, der zum Spielabbruch führen würde, sah aber nur einen Henger Landregen. Zu allem Übel lief auch noch Kombi-Marty in eine Gegenkombi und musste kurz darauf wegen drohendem einzügigen Matt aufgeben. Nur noch 3:1 für uns.
 
Sollte sich das Spiel noch drehen? Nein! Harald kämpfte sich glänzend in ein Unentschieden – 3 ½ : 1 ½
 


 
Ein halbes Pünktchen noch, und wir hätten ein überraschendes Remis gegen einen übermächtigen Gegner. Ich sah mir die Stellung von Roger an. Aus seinem Wilden Westen war ein Wüster Westen geworden. Ich glaubte, eine Folge aus der Serie „Rauchende Colts“ zu sehen. Aber Roger behielt im Pulverdampf den Überblick – 4 ½ : 1 ½


 
Mir stockte der Atem, mein Puls begann zu rasen und ich schickte einen stummen Jubelruf zum Himmel, der so laut war, dass selbst Eppelein in seiner Gruft schmunzeln musste. Alter Raubritter und Galgenvogel, wir haben den Verrat an dir gerächt.
 
Mittlerweile nahm verblüffend Werners zähe Verteidigungsstellung an Fahrt auf. Mit seiner berühmt-berüchtigten Zähigkeit gelang es ihm, mit teils unglaublichen Zügen alle Angriffsversuche abzuwehren und sogar noch einen kleinen Gegenangriff zu organisieren, der ihm letztendlich einen halben Punkt sicherte – 5 : 2
 
Ich wandte mich dem letzten Spiel zu. In dieser Nacht der Überraschungen spielte Volker tatsächlich die längste Partie. Ausgerechnet Volker, der Blitzkrieger. Phantastisch, dass ich das noch erleben durfte. Keine Ahnung wie er es geschafft hatte, in einem Bauernendspiel einen ganzen Springer übrig zu haben. Allerdings waren die gegnerischen Postbauern nur mit einem Springeropfer aufzuhalten. Ein toller weiterer halber Punkt gegen einen starken Gegner. Unglaubliche 5 ½ : 2 ½

 

8. Runde am 13.04.18
2 SC Postbauer-Heng 2 DWZ - SW Nürnberg Süd 6 DWZ 2½ - 5½
1 1 Kendzia, Nikolai 1858 - 1 Rost, Harald 1676 ½ - ½
2 2 Ceglar, Michael 1829 - 2 Walch, Roger 1671 0 - 1
3 3 Stürmer, Martin 1841 - 3 Elpelt, Volker 1669 ½ - ½
4 4 Dennstädt, Fabio 1740 - 4 Pahlen, Dietrich 1640 - - +
5 5 Firla, Erwin 1785 - 5 Straßer, Marty 1639 1 - 0
6 6 Eichhorn, Andreas 1647 - 6 Müller, Werner 1624 ½ - ½
7 7 Stenger, Herbert 1571 - 7 Bertram, Horst 1614 0 - 1
8 13 Pechmann, Klaus 1528 - 8 Berg, Winfried 1578 0 - 1
Schnitt: 1724 - Schnitt: 1638  


 
Aber was mich zusätzlich an diesem Abend gefreut hat war der Kampfeswille, den ich in der Mannschaft gespürt habe.
 
Beschwingt fuhr ich durch die Oberpfälzer Nacht nach Hause, 3 von 5 ½ Punkten saßen in meinem Auto. Daheim angekommen erwartete mich eine weitere Überraschung. Die beste Ehefrau von allen sah sich einen Schachfilm an mit dem Titel „Ein Fall für den Fuchs: Schachmatt“, eine Krimikomödie, in der es um den Raub von geistigem Eigentum, nämlich eines Schachprogramms, ging.
 
Der Blick in den Kühlschrank ernüchterte mich etwas. Immerhin fand ich noch ein Stückchen Südtiroler Speck, was gerade noch für ham and eggs reichte.
Der gekühlte Wein erwies sich als ein chilenischer Weißer mit dem Namen Armador, ein passabler Trinkwein, aber für eine solche Nacht nicht angemessen. Also schickte ich noch ein Schlückchen Carlos Primero Solera hinterher. Im Dämmerzustand erhielt ich kurz vor dem Einschlafen folgenden Funkspruch: „houston an mountain – alles roger – ihr ward außerirdisch“. Ich summte das Lied von den blauen Bergen. Oder war es das von dem blauen Berg?
So ganz klar konnte ich das nicht mehr unterscheiden, bevor ich mehr als zufrieden einschlief.
 
W.B

5. SC Postbauer-Heng 2 4 5 ** 4   11 - 11 32,5 - 31,5
6. SW Nürnberg Süd 5 0 3   4 ** 5 5 10 - 13 28,5 - 35,5
7. SW Nürnberg Süd 6 3   3 ** 3 9 - 15 30,5 - 33,5
8. Zabo-Eintracht Nürnberg 2 3 5 ** 3   9 - 15 28,5 - 35,5
9. Zabo-Eintracht Nürnberg 3 3 3 3 3   5 ** 6 - 18 27,5 - 36,5
10. SK Nürnberg 1911 3 2 3 3   ** 6 - 18 26,5 - 37,5