Landesliga Nord Runde 1

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Stiller-Seebach 2014 R6

SC Kötzting – SW Nürnberg Süd 4:4

-- alle Partien von Gerhard ausführlich kommentiert --

Schon als ich am 19.10.2014 frühmorgens um 07:35 Uhr, 10 Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt, nach (zu) wenigen Stunden Schlaf am P+R-Parkplatz in Langwasser-Süd eintraf beschlich mich ein mulmiges Gefühl: Noch nie war ich als erster da. Immerhin kamen nach ein paar Minuten noch Jürgen und Wolfgang und mit der nächsten U-Bahn dann auch noch Pieter und Richard. Leider befand sich Hannes nicht mit in dieser U-Bahn und ein Anruf bei ihm bestätigte unsere Befürchtungen: Er hatte wegen irgendwelcher Weckerprobleme verschlafen und versprach, sich schnellstens auf den Weg nach Langwasser zu machen. An ein pünktliches Eintreffen war da eigentlich nicht mehr zu denken, denn für die knapp 200 km nach Kötzting benötigt man lt. Routenplaner ziemlich genau 2 Stunden. Immerhin erleichterte uns beinahe gleichzeitig das Eintreffen von Karsten und wir hatten unsere beiden Fahrer vor Ort.

Inzwischen war es 08:00 Uhr und wir hatten noch nichts von unserem Spitzenbrett Johannes gehört. Spekulationen wurden laut, ob er wohl am falschen und zunächst von mir in einer ersten Mail vorgeschlagenen Treffpunkt in der Rothenburger Straße warten würde. Natürlich versuchten wir, Johannes telefonisch zu erreichen, mussten aber feststellen, dass blöderweise niemand eine Handynummer von ihm hatte und auf seiner Festnetznummer meldete sich nur seine Mailbox. Auf die Idee, auf seiner Homepage, seinem Blog „Schöner Schein“, nach seiner Handynummer zu suchen kam niemand. Sollten wir auf gut Glück von Langwasser zu diesem Zeitpunkt aus noch mal in die Innenstadt fahren, um ihn dort zu suchen und damit aber auch zu riskieren, dass wir noch später zum Wettkampf eintreffen? Wir rechneten nicht mehr damit, ihn dort noch anzutreffen, selbst wenn er dort seit 07:45 Uhr wartete, denn bis wir dort angekommen wären wäre es wahrscheinlich schon 08:15 Uhr gewesen.

Schließlich machte sich das erste Auto auf den Weg durch den morgendlichen Nebel in Richtung Bayerischer Wald und das zweite Auto startete wenig später, nachdem der verschlafene Hannes eingetroffen war. Karsten (und anscheinend auch Jürgen) drückte ordentlich auf die Tube und so schafften wir es sogar, trotz deutlich verspäteter Abfahrt noch rechtzeitig beim Spiellokal in Bad Kötzting einzutreffen. Aber: Dort waren nur einige Einheimische beim sonntäglichen Frühschoppen anzutreffen, Schachspieler waren weit und breit nicht zu sehen! Ich loggte mich per Smartphone im Ligamanager ein und bekam so die Handynummer des Mannschaftsführers der Kötztinger heraus, doch - an diesem Morgen nicht überraschend - stellte sich die dort hinterlegte Nummer als falsch heraus. Schließlich bekamen wir doch noch die richtige Nummer und ein Anruf klärte darüber auf, dass die Kötztinger den Spielort verlegt hatten. Dass dies nicht korrekt erfolgte, nämlich frühzeitig und über den Spielleiter des BSB, der dann nicht nur den gegnerischen Mannschaftsführer davon Mitteilung machen kann, sondern das auch auf der Homepage des BSB veröffentlicht, war dem gegnerischen Mannschaftsführer bewusst. Er konnte angeblich meine Adresse im Ligamanager nicht finden.

Nur mit Hilfe unseres Navis konnten wir das Ersatz-Spiellokal schnell erreichen. Doch wir stießen dort nicht auf 8 wartende Gegner und laufende (tickende passt nicht mehr ins elektronische Zeitalter der Fischer-Bedenkzeit, mit der auf bayerischer Ebene gespielt wird) Uhren, sondern nur auf drei wartende einheimische Spieler und einen ziemlich aufgeregten Mannschaftsführer. Wie sich heraus stellte vermisste er noch seine 5 tschechischen Spieler, die mit einer Reifenpanne liegen geblieben waren. Dass jetzt natürlich wir 7 Nürnberger auf Spielbeginn drängten und die Uhren in Gang setzten ist klar. Wenn wir das alles schon in Nürnberg 2 Stunden vorher gewusst hätten, dann wären wir noch zu Johannes gefahren und wären vollzählig angetreten. Leider – aus unserer Sicht – ließen die tschechischen Spieler nicht mehr sehr lange auf sich warten und der Wettkampf konnte beginnen.

Dass ich dem ziemlich chaotischen Geschehen vor dem eigentlichen Wettkampf so viel Raum widme liegt daran, dass er sich zum Teil bereits vor dem Beginn entschieden hat und wir unter normalen Umständen sicherlich mit deutlich besseren Chancen angetreten wären.

Hier der Bericht über den Verlauf des Wettkampfes in chronologischer Reihenfolge:

Brett 1: Johannes Fischer (2218) – Jan Balin (2250)

Nach Ablauf der Karenzzeit von 60 Minuten lagen wir kampflos 0 - 1 zurück.

Gesamtstand: 0 – 1

Brett 4: Marek Priborsky (2166) – Hannes Just (2134) 0 - 1

Es entstand eine Schottische Partie. Schotten sind angeblich geizig, aber ein paar Züge mehr hätten es dann doch sein dürfen. Der “verschlafene” Hannes machte nur 7 Züge, dann waren die Dame und der Punkt weg! Partie

Gesamtstand: 0 – 2

Brett 6: Roland Weingut (1971) – Karsten Bunk (2074) 0,5 – 0,5

In einer relativ seltenen Variante der „Modernen Verteidigung“ war nach frühem Damentausch relativ wenig los. Ein schnelles Remis war die logische Folge. In der Schlussstellung hätte ich lieber Weiß und so war ich über das Schwarz-Remis nach 21 Zügen ganz froh. Partie

Gesamtstand: 0,5 – 2,5

Brett 8: Gerhard Mühlbauer (1989) – Richard Saathoff (2101) 0,5 – 0,5

In der Bagirov-Variante der Königsindischen Verteidigung (Hauptvariante mit 6.h3) kam es nach heterogenen Rochaden zu einem kurzen und heftigen Schlagabtausch. Leider ließ Richard im 18. Zug eine gute Möglichkeit ungenutzt. In ausgeglichener Stellung einigte man sich nach 26. Zügen auf Remis. Partie

Gesamtstand: 1 – 3

Brett 3: Wolfgang Kordts (2150) – Jindrich Havlik (2206) 0 – 1

Gegen die selten gespielte Spezialvariante der Benoni-Verteidigung seines Gegners bekam Wolfgang Raumvorteil und das Läuferpaar gegen zwei Springer. Leider verlor er in zunehmender Zeitnot den Faden und die schwarzen Figuren wurden immer aktiver. Im 41. Zug musste er einsehen, dass weiterer Widerstand zwecklos war. Partie

Gesamtstand: 1 – 4

Bei drei noch laufenden Partien war klar, dass wir jetzt alle gewinnen mussten um wenigstens noch einen Mannschaftspunkt zu retten. Zum Glück sah es an allen drei Brettern ziemlich gut aus.

Brett 7: Pieter van Ginkel (2100) – Karel Novacek (1989) 1 – 0

Aus einem Damengambit heraus baute Pieter allmählich Druck am Damenflügel, insbesondere in der c-Linie auf. Als sein Gegner im 25. Zug ohne Not seinen c-Bauern über Bord warf war die Partie im höheren Sinn schon gelaufen. Aber Pieter gab seinem Gegner im 38. Zug (vielleicht in Zeitnot?) die Chance auf einen Figurengewinn. Zum Glück hat er sie nicht genutzt und nach dem 45. Zug gab er auf. Partie

Gesamtstand: 2 – 4

Brett 2: Filip Simunek (2162) – Gerhard Reis (2170) 0 – 1

Ich bin spontan einer wahrscheinlichen Vorbereitung meines Gegners ausgewichen und spielte mal wieder Königsindisch. Da ich die Variante mit 6.b6 gegen die Sämisch-Variante früher schon ein paarmal gespielt habe ging mir die Eröffnung flott von der Hand. Nach 15 Zügen hatte ich bedingt durch den Fischer-Modus mehr Bedenkzeit auf der Uhr als zu Beginn der Partie und war noch „im Buch“. Entgegen allgemeiner Grundsätze spielte ich zwischen dem 22. und dem 30. Zug drei Mal meinen Springer auf das Feld c6, das letzte Mal entscheidend. Durch eine „petit combinacion“ konnte ich zwei Bauern gewinnen. Mein Gegner quälte sich zwar noch bis zum 57. Zug, konnte aber das Blatt nicht mehr wenden. Partie

Gesamtstand: 3 – 4

Brett 5: Jürgen Stiller (2119) – Andreas Mühlbauer (2107) 1 – 0

Aus einem Damenbauernspiel (Trompowsky-Angriff) entstand schnell eine Stellung die stark der sizilianischen Drachenvariante ähnelte. Weiß rochierte lang, Schwarz kurz und folgerichtig gingen beide auf den gegnerischen König los. Im Mittelspiel ließen beide gute Möglichkeiten aus, allerdings waren die teilweise sehr chaotischen Varianten kaum zu überschauen. Beim Übergang in ein Doppel-Turmendspiel ließ der Schwarze einen Bauern liegen. Doch auch Jürgen ließ mehrfach gute Chancen aus und gab völlig unnötig seinen Mehrbauern wieder zurück. Vielleicht unter dem Druck, die letzte und über den Ausgang des Wettkampfes entscheidende Partie zu spielen kam es beiderseits zu Ungenauigkeiten. Doch schließlich konnte Jürgen seinen Vorteil immer weiter ausbauen und sein Gegner gab nach 103 Zügen endlich auf. Partie

Endstand: 4 – 4

3 SC Bad Kötzting 1 DWZ ELO - SW Nürnberg Süd 1 DWZ ELO 4 - 4
1 2 Balin, Jan 2250 2301 - 2 Fischer, Johannes 2218 2269 + - -
2 3 Simunek, Filip 2162 2158 - 3 Reis, Gerhard 2170 2203 0 - 1
3 4 Havlik, Jindrich 2206 2128 - 4 Kordts, Wolfgang 2150 2212 1 - 0
4 5 Priborsky, Marek 2166 2204 - 5 Just, Hannes 2134 2152 1 - 0
5 6 Mühlbauer, Andreas 2107 2142 - 6 Stiller, Jürgen 2119 2181 0 - 1
6 7 Weingut, Roland 1971   - 7 Bunk, Karsten 2074 2093 ½ - ½
7 8 Novacek, Karel 1989 2100 - 8 Van Ginkel, Pieter 2100 2188 0 - 1
8 9 Mühlbauer, Gerhard 1989 2065 - 9 Saathoff, Richard 2101 2135 ½ - ½
Schnitt: 2105 2156 - Schnitt: 2133 2179  

Fazit: Unter normalen Umständen und mit 8 Mann hätten wir eine große Chance auf einen Sieg im ersten Mannschaftskampf gehabt. Aber so können wir froh sein, mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein und haben zu siebt immerhin ein 4-4 erreicht!

In der nächsten Runde der Landesliga geht es in einem Heimspiel gegen die starke zweite Mannschaft von Noris-Tarrasch Nürnberg.